Die Geschichte der Bramstedter Vogelschützengilde von 1695
Die Bramstedter Vogelschützengilde besteht offiziell seit 1695. Es gibt jedoch auch viele Anhaltspunkte dafür, dass 1695 an eine ältere Tradition angeknüpft wurde, die Gilde also nicht neu-, sondern wiederbegründet wurde. Neben vielen noch heute traditionell gepflegten Riten und Zeremonien, die durchaus dem Mittelalter zuzuordnen sind, liegen die Wurzeln der meisten Gilden der Zeit des Mittelalters.
Eine Gilde ist „eine auf freier Einigung beruhende, oft durch Eid bekräftigte Personenvereinigung zu gegenseitigem Schutz und Beistand, zu religiöser und gesellschaftlicher Tätigkeit sowie zur beruflichen und wirtschaftlichen Förderung ihrer Mitglieder“ (Handwörterbuch der dt. Rechtsgeschichte).
Zur Mitte des 17. Jahrhunderts endeten mit dem Angriff Tillys und Wallensteins auf Schleswig-Holstein im Jahre 1627 ruhige und friedliche Zeiten. Es begann für Bramstedt eine lange Not- und Leidenszeit. Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, der dänisch-schwedischen Kriege bis hin zum Nordischen Krieg brachten Einquartierung und Plünderung, Brandschatzung und Zerstörung. In dieser Not schlossen sich die Bürger enger zusammen. Dies zeigt sich auch im Wirken der Bramstedter Fleckensgilde, deren Freiheitskampf zwischen 1685 und 1695 zur Befreiung und inneren Sicherheit des Fleckens Bad Bramstedt führt.
Der Staat konnte jedoch zu dieser Zeit trotz Ende der Kriege weder die Wohlfahrt der Bürger noch deren äußere Sicherheit gewährleisten. Die Bevölkerung war verarmt und Räuber und Banditen – ehemalige Söldner der Kriege – zogen durch das Land.
In dieser Zeit besann man sich auf die alten Aufgaben und Tugenden der Gilden – in Bramstedt übernahm die Vogelschützengilde die Verantwortung der äußeren Sicherheit. Das Vogelschießen hatte dabei einen praktischen Zweck: man musste im Ernstfall mit der Waffe umgehen können!
Die Vogelschützengilde spielte vor über 300 Jahren die Rolle der heutigen Bürgerwehren. In friedlicher werdenden Zeiten, die wirtschaftlich und politisch mehr Sicherheit für die Bürger mit sich brachten, mit einem Staat, der für das allgemeine Wohlergehen der Schleswig-Holsteiner sorgte, änderten sich die Aufgaben der Gilde.
Die Bramstedter Vogelschützengilde von 1695 konnte sich wieder auf die Schwerpunkte besinnen, die sie bis heute wahrnimmt:
die Pflege von Tradition, Brauchtum und Geselligkeit in und um Bad Bramstedt. Stefan Hünger